Die Rhein-Pfalz vom Mittwoch, 1. Juli 2009

Jazzige Vollwertkost für einen schwülen Sommerabend
Neulauterburg: Uni-Bigband Karlsruhe brilliert im "No Name" - Klassische Besetzung aufgestockt - Unkonventionelle Arrangements

Jazz an einem schwül-warmen frühen Sommerabend: Die Rechnung des Wörther Jazzclubs, der vor der Sommerpause für vergangenen Sonntag in den Biergarten des Vereinslokals "No Name" in Neulauterburg eingeladen hatte, ging voll auf. Unter Vertrag genommen hatte man diesmal die Uni-Bigband Karlsruhe, die in dem voll besetzten Biergarten einen gut zweistündigen Auftritt bot.
Zwar spielt die Bigband unter der Leitung von Günter Hellstern in einer durch Percussion und Gitarre leicht aufgestockten "klassischen" Besetzung, die Vorliebe liegt abseits der großen Zeit des Bigband-Jazz durchweg bei modernen Arrangements, unter anderem aus den Sparten Funk und Latin. Schon beim Eröffnungsstück, "Pick up the pieces" zog die Formation an etlichen Registern und brillierte in Sachen Satzspiel, improvisierten Chorus-Parts und zündenden Rhythmen.
Bei Peter Herbolzheimers "Sally O" lieferte Regina Fischer ein lasziv anmutendes Solo am Altsaxophon. Überhaupt hatte die Bigband eine ganze Reihe versierter Solisten in ihren Reihen, darunter auch Bandleader Günter Hellstern, der im zweiten Teil der Konzerts mit einem Melodica-Solo in Duke Ellingtons "Caravan" und einem Akkordeon-Part in "A shot in the dark" (Henry Mancini) viel Beifall erntete.
Mit "Summer dance" huldigte man dem Karlsruher Trompeter Achim Rothe, der vor seiner Profimusiker-Karriere in der Uni-Bigband spielte und der in seiner Komposition eine gewisse Vorliebe für den Reggae gar nicht verschweigen wollte, diesen aber auch mit stampfendem Funk kombinierte. Ganz viel Musik und noch mehr Rhythmus im Blut bewies die Halbbrasilianerin Marianne Martin unter anderem bei dem Chanson "I wish you love" oder bei "Carta de amor", einer Komposition des Bigband Leaders, zu der die Sängerin den Text beisteuerte. Im 12/8-Takt überzeugten die Bläser durch ein astreines Satzspiel, dazu kam eine agile Rhythmus- und Percussion-Sektion.
Nicht minder temperamentvoll ging es bei Chick Coreas "La Fiesta" und "Chips'n Salsa" von der Phil Collins-Bigband zu - knackige Sätze, explosive Percussion, kurzum: jazzige Vollwertkost. Die Bigband, die unterschiedlichen Sparten, darunter auch dem Rock'n'Roll frönte, besteht seit mehr als 20 Jahren und setzt sich aus Studenten sowie "Ehemaligen" zusammen, berichte Hellstern vor dem Konzert im Plausch mit Marktplatz regional.
Mit der Premiere beim Wörther Jazzclub können er und seine Bigband sowie die Organisatoren vollauf zufrieden sein. Mit der Zugabe, "There is only so much oil in the ground" (Tower Of Power), wurde die Sommerpause des Jazzclubs mehr als würdig eingeläutet.
(Die Rhein-Pfalz: Esm)