Schwarzwälder Bote vom Samstag, 13. Juli 2019

Sommerliche Brise mit viel Charme
Mit dem "Trio de Janeiro" schließt Kultur am Dobel das Halbjahr ab / Brasilianisches Temperament

Von Gerhard Keck

Mit über zwei Stunden Lebensfreude, verpackt in Musik und charmante Performance geleitete Kultur am Dobel das Publikum in die Sommerpause.

Garanten für gute Laune beim Konzert bei Kultur am Dobel: Das Quartett Trio de Janeiro mit (von links) Günter Hellstern, Lu Thomé, Marianne Martin und Martin Romero. Foto: Keck/Schwarzwälder Bote

Freudenstadt. Das Konzert der Formation Trio de Janeiro im Stadthaus versprühte gute Laune, gepaart mit hohem musikalischen Niveau. Das mit dem Trio ist nicht ganz korrekt, denn es sind vier Künstler, die sich schließlich zu der Combo zusammengefunden, aber das Markenzeichen beibehalten haben.

Frontfrau Marianne Martin, hierzulande keine Unbekannte, drückt der Formation den Stempel auf, sowohl gesanglich als auch optisch. Kongenial agieren an ihrer Seite Lu Thomé (Gitarre), Günter Hellstern (Akkordeon) und Martin Romero (Percussion). Der Vorsitzende von Kultur am Dobel, Bernd Waldenberger, skizzierte in seiner Konzert-Einführung das Profil des Quartetts und hob insbesondere auf die musikalischen Qualitäten von Marianne Martin ab. Aus ihr sprechen einerseits "das brasilianische Temperament der Mutter", andererseits die "Klarheit ihres deutschen Vaters", war zu vernehmen.

Ausflüge in die Welt der Evergreens

Tatsächlich hat sich die Baiersbronnerin einen Namen gemacht nicht nur als Sängerin von "Trio de Janeiro", sondern unter anderem auch als Frontfrau der Jazzband Cabanáz und der Bigband Jazzfaktor 18. Auch international hat sie im Lauf der Jahre von sich reden gemacht. Beste Voraussetzungen also für einen launigen Sommerabend mit musikalischer Qualität, garniert mit kleinen Geschichten und Anekdoten aus dem Künstlerleben. Das Hauptaugenmerk des Konzerts lag auf lateinamerikanischer Musik, ergänzt durch Ausflüge in die Welt der Evergreens. Einmal mehr stellte die Vokalistin sowohl die Breite ihres Repertoires als auch die Tiefe ihrer Interpretation eindrucksvoll unter Beweis: hier mit dem allseits bekannten Bolero "Besame me mucho", dort mit dem Chuck-Berry-Hit "Get your Kicks on Route 66". Rund zwei Dutzend Stücke, eingeschlossen zwei Zugaben, versetzten das Publikum mitunter in lautstarke Gefühlswallungen, verknüpft mit dem Wunsch, der Abend möge nie enden.

Marianne Martin hatte mit ihren drei Kollegen Könner an ihrer Seite, die scheinbar leicht und unangestrengt ihren Part ablieferten. Dabei belegten sie nicht nur Kompetenz am Instrument, sondern schalteten sich auch mehrstimmig in die Gesangsteile ein. Lu Thomés Gitarrenbegleitung unterstützte unaufdringlich die Arrangements, Günter Hellstern holte - immer wieder mit lautstarkem Zwischenbeifall belohnt - so ziemlich alles aus seinem Akkordeon heraus, was dieses herzugeben vermochte, Martin Romero ließ die Hände so auf seinem Schlagwerk tanzen, dass der Rhythmus dem Publikum unwillkürlich in die Beine fuhr.

Besonderen Gefallen fanden die Zuhörer an Arrangements mit hohem Wiedererkennungseffekt: "Quizás" beispielsweise erfreute sich großer Beliebtheit, ebenso die emotional ansprechende Interpretation von Louis Armstrongs "What a wonderful World". Stimmungsvoll mitwirken durften die Zuhörer beim Gassenhauer "Volare". John Legends Song "All of Me" und ein Lied der kubanisch-amerikanischen Sängerin Gloria Estefan hinterließen mit ihrem auf zwischenmenschliche Beziehungen ausgelegten Tenor Nachdenklichkeit.

Auch Filmmusik findet sich im Repertoire von "Trio de Janeiro" und auch da erwies sich das Quartett auf der Höhe: Der Streifen "Orfeu Negro" (1959) greift den antiken Mythos von Orpheus und Eurydike auf und transportiert ihn in die Gegenwart des Karnevals in Rio des Janeiro.

Die Fans der Truppe müssen auf deren nächsten Auftritt nicht lange warten: Marianne Martin und Kollegen werden bereits am Freitag, 26. Juli, beim Late-Night-Shopping in Freudenstadt zu erleben sein.

Foto: Keck/Schwarzwälder Bote