Südwest Presse vom Dienstag, 30. Oktober 2012
"Cabanaz" mit neuer Frontfrau
Band beim Rudert-Festival in Bestform - dank auch Marianne Martin
Mit neuer Frontfrau und noch
mehr Latin-Jazz als bisher präsentierte
sich "Cabanaz" beim
diesjährigen Rudert-Festival
wieder in Bestform. Die Zuhörer
im vollbesetzten Musikhaus waren
jedenfalls begeistert.
MONIKA SCHWARZ
Freudenstadt. Was "Cabanaz" so
besonders macht, das lässt sich
nicht in einem einzigen Satz erklären.
Das sind einmal fünf leidenschaftliche
Musiker, die ihre Instrumente
nicht nur beherrschen,
sondern mit diesen beim Spiel zu
einer Einheit verschmelzen - was
nicht nur die zahlreichen Soli an
diesem Abend bewiesen haben.
Dass Bandinitiator Martin Tradowsky
(Gitarre), Andy Morlock
(Schlagzeug), Bruno Lehmann (Saxophon),
Charly Graf (Bass) und
Volker Kuentz (Piano, Keyboards)
zusammen gefunden und die Band
vor einigen Jahren gegründet haben,
ist ein Glücksfall für die hiesige
Musikszene. Und besonders ist
die musikalische Stilrichtung: Gefühlvoller
Jazz, prickelnde Funk-
Music, anspruchsvoller Pop und
leidenschaftlich gesungene Latinballaden
- das ist genau der Mix,
der gute Laune macht.
An dieser Stelle sei nun auch die
neue deutsch-brasilianische Sängerin
Marianne Martin erwähnt,
die mit ihrer weichen, souligen
Jazzstimme nahtlos mit dem Ensemble
harmoniert. Ein wenig erinnert
sie dabei auch optisch an
die weltweit erfolgreiche Sängerin
"Sade Adu".
Als sie die Bühne am Samstag
nach Dizzy Gillespies Klassiker "A
Night in Tunisia" und dem wunderbaren
Stück "Claudia" betrat
und die ersten Takte eines von der
Sehnsucht handelnden, brasilianischen
Bossa Nova sang, da war
klar, das "Cabanaz" mit dieser Frau
das große Los gezogen hat. Die
Stimme mit all ihren Facetten
passt zur Stilrichtung der Band,
und wenn es Marianne Martin
nicht schon gäbe, müsste man sie
für "Cabanaz" direkt erfinden.
Die Emotionen Lateinamerikas
werden erlebbar, wenn Martin die
Balladen oder auch temperamentvolle
Stücke wie Gloria Estefans
"Conga" zum Besten gibt. Und
spätestens als sie das Intro zu "Autumn
leaves" auf französich singt,
zeigt sich, dass sie auch in anderen
musikalischen Stilrichtungen gesanglich
zuhause ist.
Für jugendlichen Pep im Reigen
der Jobim-, Gerschwin-, Coreaund
Sanborn-Klassiker sorgte
schließlich Überraschungsgast Janina
Ganter, die die Band in der
Vergangenheit immer wieder vokal
unterstützt hat. Ob im Duett mit
Marianne Martin oder auch als Solistin
demonstrierte auch sie ihr
stimmliches Format. Zwischenzeitlich
hat sie sich aus beruflichen
Gründen aber aus der Region verabschiedet.
Wer ebenfalls stimmlich
überraschte, das war Band-
Drummer Andy Morlock mit dem
Queen-Klassiker "Crazy little thing
called love". "How sweet it is to be
loved by you" sollte eigentlich die
abschließende Verneigung vor
dem Publikum sein. Dagegen standen
aber die Zugabeforderungen.
Gut so, denn sonst hätte man
das zu Herzen gehende "Moonriver"
aus "Frühstück bei Tiffany"
und den Chaka Khan-Chartbreaker
"Ain't nobody" nicht mehr gehört.